Tag 7 // Restonica - Zonza
Geschrieben von Tim Hacker
Filigrane Beinchen bewegen sich über mein Gesicht und wecken mich auf. Ist es der Geist von Fridolin, der Spinne, die ich in Norwegen aus Versehen mit meiner Isomatte plattgewalzt hatte? Nein, es ist Ferdinand die Fliege. Eine kurzer Handschlag und sie ist tot. Behutsam bestatte ich sie auf dem Biomüll. Die anderen sind von meinem morgendlichen Mord aufgewacht. Richard hört sich immer noch verschnupft an, Konstantins Stimmung ist verschnupft, da Richard sich im Schlaf immer schnarchend auf ihn kugelt. Ich empfehle ihm einen kurzen Handschlag.
Unsere geplante Wanderung ist nicht möglich, da der Shuttle tatsächlich nicht existiert und Karl zu dick für die Straße ist. Karl macht sich deshalb schon den ganzen Morgen lang Vorwürfe, die ich auch nicht entkräften kann, wenn ich ihm andauernd sage, dass eben nicht jeder ein Fiat Punto sein kann. Nichtsdestotrotz müssen wir uns eine ebenso gewundene und enge Straße nach Corte zurück quälen, unter lautem Hupen mache ich mich an jeder Kurve bemerkbar, so dass Karl nicht in einen Kampf mit einem anderen Auto verwickelt wird.
Eine abwechslungsreiche, gut ausgebaute Straße führt uns schließlich in die gebirgigen Ausläufer der sonst flachen Ostküste. Wir halten in Ghisoni, einem pittoresken Bergdorf, welches durch einen aktiven Bürgermeister laut unserem Führer durch ein reiches Netz an Wanderwegen besticht.
Der Weg unserer Wahl führt steil bergauf, die Sonne brennt uns in den Nacken, ich bereue meine Kleidungswahl bereits nach drei Schritten. Noch säumen Kiefern und Kastanien unseren Weg, diese verlassen uns aber nach einigen Metern. Es bleiben grandiose Blicke auf grüne Berge mit schroffen Spitzen. Der Waldesrand ist so stark durchpflügt, dass ich vermute, das hier mehr als ein Rudel korsische Wildschweine ihr Unwesen treibt. Nach Obelix Besuch scheinen sie sich munter vermehrt zu haben.
Yogaposen von Tim, No.1: die windschiefe Kiefer
Yogapose von Tim No.2: der röhrende Hirsch
Konstantin, 21, sammelt Müll
Ein Männlein steht im Felde
Richard, 21, sammelt Müll und fragt sich: Wohin damit?
Tim, 21, mag Klos aus Stein
Tim, ins Klo gefallen
Konstantin lässt nach 700 Höhenmetern verlauten, dass wir uns verlaufen haben. In der Tat müssen wir wohl eine Abzweigung verpasst haben, die wir 2 km weiter unten im Tal wiederfinden und einschlagen. Mannshohe Lärchen (ob es Lärchen sind lässt sich durch meine mangelnden Botanischen Kenntnisse nicht zweifelsfrei beweisen) säumen den Weg. Ich schreite vor ran als es plötzlich zwischen den Bäumen laut raschelt und sich die Äste bewegen. Reflexartig drehe ich mich um und beginne schnellen Schrittes wegzulaufen, da ich eine Rotte Wildschweine im Gebüsch vermute und eine Begegnung abseits des Tellers vermeiden möchte. (An dieser Stelle sei erwähnt: Esst mehr Wildschwein!) Ich Schisser bekomme den Rest der Geschichte nun gar nicht mehr mit, da ich mich bereits unter lauten "Lauft Leute, lauft, die greifen uns an!" - Rufen von der Gefahr entfernt habe. Konstantins Vorfahren aber haben sich evolutionär wohl durch etwas anderes als schnelle Reflexe durchgesetzt, weshalb er nach wenigen Sekunden in die Augen eines Stieres schaut. Auch er begreift, dass er nun, samt Richard, schnell das Weite suchen sollte und rennt in Richtung Wald dem wilden Tiere davon. Ob es tatsächlich ein Stier war, lässt sich ebenfalls nicht zweifelsfrei beweisen, es war auf jeden Fall groß, schwarz und hatte zwei Hörner. Verwechslung mit einer Kuh also möglich, aber Stier klingt halt gefährlicher. (Grüße gehen raus an unsere Eltern)
Wir entscheiden uns für den schnellsten Weg in das Tal und treffen nur noch auf Eidechsen, zucken aber bei jedem Rascheln zusammen.
Karl hat sich wieder beruhigt und fährt und sicher nach Zonza, einer Bergstadt im Süden. Auf dem Weg dorthin durchqueren wir das Bavella Gebirge, welches Richard im Sonnenuntergang zu Fotoshoots mit Karl nutzt (der dadurch noch glücklicher wird). Im Dunkel der Nacht erreichen wir schließlich einen Campingplatz.
Das sind mal Waden!
“Ich hätte wirklich Team - Kacken machen sollen!”