Tag 11 // Sagone - Cargèse
Geschrieben von Konstantin Gerber
Nach dem Frühstück fahren wir an der Küste entlang in Richtung Ajaccio. Auf halbem Wege macht Richard am Straßenrand eine kurze Pinkel- und Drohnenpause, während der Tim und ich aus dem geschlossenen Auto heraus ein seltsames Knacken von hinten hören. Als ich aussteige, um der Sache auf den Grund zu gehen, stelle ich fest, dass die Geräusche offenbar von unseren Hinterradbremsen kommen, denen man sich kaum nähern kann, weil sie eine unglaubliche Hitze und ganz schön Gestank ausstrahlen. Ich habe keine Ahnung, ob das normal und unbedenklich ist, Tim und Richard sehen das aber deutlich gelassener, und so fahren wir weiter, nachdem Richard ferriggedrohnt hat.
Ajaccio ist Hauptstadt und größte Stadt der Insel, und die erste Stadt auf Korsika, in der wir Ampeln begegnen. Sie soll nicht sehr sehenswert sein, deshalb fahren wir nur einmal quer durch den Großstadtverkehr auf die andere Seite der Stadt und dort an der Küste entlang bis zum Ende der Straße am Ende des Kaps. Hier gibt es einen Wanderparkplatz für 50€, also parken wir wild etwas davor am Straßenrand, und spazieren von dort aus bis vor zur Landspitze. Auf einem hohen Felsen trohnt hier ein alter Leuchtturm, zu dem wir natürlich hochklettern. Ein bisschen Berg muss ja sein. Es ist wieder relativ windig, sodass die großen Wellen unter uns sehr beeindruckend spritzend an die Klippen schlagen.
Nachdem wir vom Berg wieder hinuntergestiegen sind und ihn einmal umrundet haben, setzen wir uns wieder ins Auto und fahren zurück durch Ajaccio und dann nach links weiter die Küste entlang. Diesmal fahren wir etwas länger bis nach Cargese, wo es einen sehr schönen Strand geben soll. Tim und Richard freuen sich bereits die gesamte Fahrt dorthin darauf, sich mal für eine Stunde ans Meer legen und ausspannen zu können. Da ich allerdings nichts daran finden kann, mich bei 220 Grad Oberhitze von der Sonne krossbraten zu lassen, spaziere ich unterdessen zum anderen Ende des Strands und versuche von dort aus, auf einen der Berge zu klettern, der die Bucht begrenzt. Dabei verlaufe ich mich völlig, komme aber nach gerade so der Hälfte der mir zur Verfügung stehenden Stunde oben an und kann einen fast ungestörten Rundumblick auf unsere Bucht und die Nachbarbucht genießen.
Vor nicht mal zwei Minuten angekommen, schon ist Richard weggedöst
Suchbild: Wo sind Tim und Richard?
Hier hat man übrigens einen klasse Blick auf die Westküste
Auf dem Rückweg bin ich etwas schneller, sodass ich - völlig untypisch für mich bei solchen Aktionen - nur zwei Minuten zu spät wieder bei den anderen eintreffe. Die haben ihren Schönheitsschlaf mittlerweile beendet und warten schon auf mich. Bevor wir den eigentlich angedachten Spaziergang hier auf den Berg an der anderen Seite der Bucht in Angriff nehmen, gehen Richard und ich allerdings doch noch mal im Meer baden. Auch hier sind die Wellen ziemlich hoch und kräftig, und nach einer Viertelstunde Wellenhüpfens und Untergetunktwerdens wieder aus dem Wasser klettern, habe ich die Hälfte des Sandstrandes in meinen Haaren, und die andere Hälfte in meiner Badehose.
Beim Loslaufen in Richtung des rechten Endes der Bucht stellt Tim mal wieder fest, dass morgen Sonntag ist, und wir also noch einkaufen gehen sollten. Also drehen wir auf halber Strecke um, wo Richard im Sonnenuntergang immerhin noch ein paar Werbefotos von den mitgenommenen Schuhen machen kann.
Richard beim Drohnentanz
Heute mal Schuhmodel
“Ey Konsi, weg da! Du bist voll im Bild”
“Bin ich gar nicht!”
Dem Bewuchs nach zu urteilen wagen nicht allzu viele diese vermutlich mehrjährige Wanderung
Das frühe Umdrehen hätten wir uns allerdings sparen können, denn als wir um halb acht den nachweislich erst um acht schließenden Spar betreten wollen, werden wir sofort von einem kleinen dicken Mann wieder hinausgescheucht. Er macht auf uns zwar nicht den Eindruck, als ob er hier arbeiten würde, verkündet sein "Fermé, fermé!" aber so nachdrücklich, dass wir uns nicht trauen, uns an ihm vorbeizuquetschen. Also machen wir uns unverrichteter Dinge auf den Weg zu Campingplatz. Der hat ebenfalls schon zu, obwohl an der Rezeption groß 20 Uhr prangt, also suchen wir uns selbst einen Platz. Nicht ganz einfach, weil der kompletten Zeltplatz mit einem Netz überdacht ist, das im hinteren Bereich niedriger wird. Erst bleiben wir mit Karl daran hängen, an der nächsten passenden Parkstelle ist es zu tief, als dass Tim die Satellitenschüssel ausfahren kann, erst im dritten Anlauf finden wir einen geeigneten Schlafplatz. Direkt neben einer Weide mir zwei quitschenden Lamas. Na dann, gute Nacht.
“Da vorne ist es steil und schwierig. Wir sind hier also richtig.”