Tag 12 // Cargèse - Porto

Geschrieben von Konstantin Gerber

Die Lamas sind gar nicht unser größtes Problem, sie teilen sich ihre WG allerdings mit zwei Hähnen, von denen der eine ab Mitternacht loskräht (er hält den hell leuchtenden Mond wohl für die Sonne), woraufhin der andere jedes mal heiser zurückkrächzt. In etwa so wie auch Tim klingt, als der uns beim Frühstück eröffnet, dass sich das Teetrinken gestern früh gelohnt habe, und seine Erkältung so gut wie weg sei.

Unser erster Spaziergang führt uns nach einer halben Stunde Fahrt wieder auf eine Landzunge hinaus, auf der ein weiterer alter Genuesenturm steht. Tims Reiseführer gibt für den Hinweg anderthalb Stunden an, was uns in Anbetracht der Tatsache, dass wir den Turm bereits in nicht allzu ferner Ferne sehen können, etwas pessimistisch erscheint. Ist es aber nicht. Wir verpassen nämlich die Abzweigung des direkten Weges zum Turm hinauf und laufen erst einmal um den halben Berg herum, ehe wir von der anderen Seite hochsteigen. Wie üblich ist der Weg steil, die Sonne brennt viel zu heiß, und Schatten gibt es auf dem roten Felsen auch nicht. Nach insgesamt fast zwei Stunden erreichen wir völlig am Ende den Turm.

LRM_EXPORT_70824062749439_20191011_130709898.jpeg
Da hoch wollen wir…

Da hoch wollen wir…

…aber wo bitte gehts da lang?

…aber wo bitte gehts da lang?

Mal eine Abwechslung zu den ganzen Eidechsen: Mistkäfer

Mal eine Abwechslung zu den ganzen Eidechsen: Mistkäfer

LRM_EXPORT_70842837787192_20191011_130728673.jpeg
LRM_EXPORT_70784004994246_20191011_130629841.jpeg
LRM_EXPORT_70836178715632_20191011_130722014.jpeg
LRM_EXPORT_70816384640900_20191011_130702220.jpeg
Kein Schatten weit und breit, aber Richard hat einen Drohnenstopp angeordnet

Kein Schatten weit und breit, aber Richard hat einen Drohnenstopp angeordnet

LRM_EXPORT_70822575677981_20191011_130708411.jpeg
Bambel scheint die pralle Hitze nichts auszumachen

Bambel scheint die pralle Hitze nichts auszumachen

Aber sie ist auch nicht gerade unglücklich darüber, wieder in Richards Armen landen zu dürfen

Aber sie ist auch nicht gerade unglücklich darüber, wieder in Richards Armen landen zu dürfen

LRM_EXPORT_70826886887771_20191011_130712723.jpeg

Der Turm selbst ist noch einmal knapp zehn Meter hoch, und kann von innen durch eine sehr schmale, sehr steile und völlig unbeleuchtete Treppe in der Wand bestiegen werden. Da die Wand bei einem runden Turm sinnigerweise ebenfalls gebogen ist, ist auch die Treppe nicht gerade, sodass man von unten nicht sofort sehen kann, ob von oben jemand kommt und umgekehrt. Das und die Tatsache, dass man aufgrund der Ungleichmäßigkeit der Stufen sehr lange braucht, um die Treppe ohne Licht zu bewältigen, machen aus ihr einen guten Ort, um überraschend neue Menschen kennen zu lernen.

LRM_EXPORT_70811877102933_20191011_130657713.jpeg
LRM_EXPORT_70815459825797_20191011_130701296.jpeg

Die Aussichtsplattform ist gut besucht, also müssen wir recht lange warten, bis wir mal kurz alleine sind und Richard Bambel steigen lassen kann. Die Zeit vertreiben wir uns damit, die Kekse in der 1,30€-Mischkekspackung mit denen zu vergleichen, die außen auf der Verpackung abgebildet sind, und von jedem Typen einen zu finden. Ergebnis: Die Kekse sehen aus wie die 1,30€-Variante der Vorbilder, außerdem vermissen wir einen rechteckigen mit Schokoladenstreifen darauf, dafür finden wir einen großen X-förmigen, der auf der Verpackung nicht zu sehen ist.

LRM_EXPORT_70837515560684_20191011_130723351.jpeg
LRM_EXPORT_70801677053979_20191011_130647513.jpeg
LRM_EXPORT_70772601138261_20191011_130618437.jpeg
Besonders edle Kekse erkennt man daran, dass die Marmelade knuspriger ist als der Keks selbst

Besonders edle Kekse erkennt man daran, dass die Marmelade knuspriger ist als der Keks selbst

LRM_EXPORT_70841293768755_20191011_130727129.jpeg

Man hat von oben einen klasse Blick über die Westküste (das kommt mir irgendwie bekannt vor), die in diesem Teil aber noch einmal um einiges klippiger ist als an den bisherigen Aussichtspunkten. Das wird uns auch im weiteren Verlauf unserer Wanderung zum Verhängnis. Denn wir versuchen jetzt natürlich, rückzu nicht den Umweg sondern den direkten Weg zu nehmen und müssen nach wenigen Metern feststellen, dass der "Weg" ziemlich gerade die Felsen herunterführt. Die werden immer steiler und unwegiger, sodass wir sie nur noch kletternd und springend hinunterkommen, wobei man stets darauf achten muss, nicht zu weit und damit über die senkrechten Abhänge hinaus zu schliddern.

LRM_EXPORT_70779903488362_20191011_130625739.jpeg
Wo ist hier noch gleich der Weg?

Wo ist hier noch gleich der Weg?

Aha. Offenbar hier.

Aha. Offenbar hier.

Hier wird gerade ein Disstrack gegen Felsen aufgenommen

Hier wird gerade ein Disstrack gegen Felsen aufgenommen

Hauptsache nicht mehr stehen

Hauptsache nicht mehr stehen

Ein offenbar sehr fotogener grüner Grashang

Ein offenbar sehr fotogener grüner Grashang

Ob der Weg zeitlich wirklich kürzer war, als der bedeutend einfacher zu gehende Umweg, müsste noch einmal genau analysiert werden, wir sind jedenfalls wieder genauso verschwitzt, als wir bei Karl ankommen. Was läge also näher als ein direkter Abstecher zum angeblich schönsten Schnorchelstrand Korsikas? Leider macht uns die Straße dorthin einen Strich durch die Rechnung, denn wieder einmal ist Karl der Mittelgroße zu kolossal für die schmale Piste. Als Ersatz muss also der angeblich schönste Badestrand der Westküste herhalten. Die Korsen scheinen beim Baden andere Bedürfnisse zu haben als ich, denn es gibt zwar einen hübschen Sandstrand, der sich allerdings zum Wasser hin in einen großartigen Kiesboden mit teils kopfgroßen, recht scharfkantigen Steinen verwandelt, für das Wasser selbst ist "seegrasverhangen" ein eher schmeichelnder Ausdruck. Am rechten Ende des Strandes wird das Wasser ein wenig klarer, sodass wir beim Schnorcheln ein paar sandfarbene Fische und Quallen zu Gesicht bekommen.

Während Tim anschließend seine Eltern in einem einstündigen Telefongespräch instruiert, wie sie ihn am besten in seine Studienkurse einschreiben (das Internet in den Bergen Korsikas ist äußerst unzuverlässig) und dabei seine ohnehin bereits angeschlagene Stimme komplett verliert, probieren Richard und ich mich wieder im Wellensurfen ohne Surfbrett. Diesmal ist die Badehose hinterher nicht voller Sand, sondern voller Seegras. Immerhin ein kleiner Fortschritt.

Es ist Sonntag und wir haben gestern nichts mehr zum Abendessen kaufen können, deshalb entschließen wir uns, heute Abend mal essen zu gehen. Das geht allerdings erst ab 19 Uhr, dann macht das Restaurant unserer Wahl auf, sodass wir noch knappe anderthalb Stunden totzuschlagen haben. Da kommt uns ein kleiner Stichweg direkt von der Straße weg sehr gelegen. Keinen Kilometer lang, allerdings muss man erst einhundert Höhenmeter hinunter, die man später wieder hinaufkraxeln darf. Dafür erwartet uns am unteren Ende ein klasse Blick über die Westküste, diesmal allerdings mit spannenden Felsformationen direkt vor unserer Nase. Wir sind aber alle etwas zu erledigt, um noch riskant darauf herumzuklettern, und das zunehmend bewölktere Wetter schlägt unseren Fotografen aufs Gemüt, deshalb machen wir uns alsbald auf den Rückweg.

LRM_EXPORT_70831672074228_20191011_130717508.jpeg
LRM_EXPORT_70819758737253_20191011_130705594.jpeg
LRM_EXPORT_70804923967519_20191011_130650760.jpeg
So sieht Richard übrigens beim konzentrierten Arbeiten aus

So sieht Richard übrigens beim konzentrierten Arbeiten aus

LRM_EXPORT_70808943545903_20191011_130654779.jpeg

Wir essen im Restaurant Casanova, in dem wir von einem äußerst zuvorkommenden jungen, und einem mürrischen alten Mann bedient werden. Tim und Richard entscheiden sich für das 23€ schwere Dreigängemenü aus korsischen Köstlichkeiten, da mir das beim Blick in meinen Geldbeutel Schwindelgefühle bereitet hole ich mit einer deutlich preiswerteren Pizza Calzone den etwas kurz geratenen Italienaufenthalt kulinarisch nach. Was Tim und Richard da angekauft bekommen sieht auch tatsächlich sehr spannend aus, ist dafür leider aber streng rationiert. Daran kann auch der ältere der beiden Kellner nichts ändern, der plötzlich seine Reibeisenstimme, die Tims Konkurrenz macht, versteckt, dafür eine Gitarre auspackt, und glockenhell einige korsische Lieder anstimmt. Immerhin ich werde satt.

LRM_EXPORT_70845879419743_20191011_130731715.jpeg

Im Dunklen fahren wir noch weiter bis nach Porto, wo Richard uns nach nur einem Fehlversuch auf einen geöffneten Campingplatz bugsiert, der sogar Croissants zum Frühstück anbietet. Das trifft sich gut, schließlich haben wir auch fürs morgige Frühstück nichts mehr in der Vorratskammer. Da wir kein Abendessen mehr machen müssen, und Tim keinen Fernsehempfang hat, kriegen Richard und er unglaubliche drei Blogbeiträge fertig. Ich verpacke währenddessen alle unsere freiliegenden Stromkabel und Kabeltrommeln wasserdicht, denn Tim hat für die Nacht und den nächsten Vormittag Regen angesagt.

Ich bin der einzige von uns Dreien, der sich mit Richard ständig auf die Fresse legt.
— Tim Hacker
Richard BeckComment