Tag 1 // Limburg-Aquarossa
Geschrieben von konstantin gerber
Es ist Mittwochmorgen. Zu um zehn sind wir bei LimCamper angemeldet, um dort unser Reisefahrzeug für die nächsten zwei Wochen in Empfang zu nehmen. Tim und Richard hatten bereits die Gelegenheit, es einmal kurz zu begutachten, ich dagegen sehe es zum ersten Mal. Dementsprechend haut es mich auch völlig von den Socken. Denn Tim hat im Namen von PathoraPictures ein riesiges Wohnmobil organisiert. Und da Richard für LimCamper ein Werbevideo produziert, bekommen wir den Wagen kostenlos gestellt.
Unser neues Zuhause.
Unser Kontaktmann empfängt uns, und weist uns in die Geheimnisse des Fahrzeugs ein. Und das sind eine ganze Menge. Zusätzlich zu den beiden Betten verfügt es über eine Sitzecke mit Tisch, eine Küchenecke samt Kühlschrank, eine Sonnenmarkise, ein eigenes Klo (was insbesondere Richard mit viel Freude erfüllt) inklusive Duschzelle, und massenhaft Stauraum. Kein Vergleich zu den Platznöten, mit denen wir letztes Jahr mit Murmel zu kämpfen hatten. Nach einer Stunde sind wir fertig geschult, packen innerhalb von Sekunden unser ganzes Gerümpel ein, und machen uns auf den Weg Richtung Süden.
Tim, 21, sieht auch ohne FaceApp aus wie 42
Es ist zu Beginn ein äußerst seltsames Gefühl, wenn man sich umsieht, und hinter einem fährt ein halber Haushalt mit 120 Sachen über die Autobahn. Dazu ist das ganze Wohnmobil mit unzähligen Goodies und kleinen Details ausstaffiert, sodass wir uns vorkommen wie in einem Raumschiff. Aber die anfängliche Euphorie legt sich bald ein wenig, als das Navigationssystem das macht, was ein Raumschiff tunlichst vermeiden sollte: Es stürzt ab. Und lässt sich auch nicht wieder starten. Tim tut sein Möglichstes, erhält als Antwort aber immer nur leichte Variationen des gleichen Fatal Errors. Das ist für uns zwar kein größeres Problem, denn Tim hat extra Berge an Kartenmaterial und einige ausgedruckte Routenvorschläge dabei, mit denen er uns, deutlich souveräner als die Dame aus dem Navi, durch den Verkehr lotst. Dazu kommt aber auch, dass das Auto, bedingt durch seine Größe, während der Fahrt permanent sehr unheilverkünden knackt und klappert, was sich insbesondere in Kurven zusammen mit dem dann durch die Gegend rutschenden Inhalt der zahlreichen Schubladen zu einer beängstigenden Kakophonie steigert. Ein wenig gewöhnungsbedürftig also.
Selbst Windows 98 hat Fehler.
Eins der ersten Gesprächsthemen während der Fahrt ist natürlich die feierliche Benennung unseres Vehikels. Laut Richard wurde unser Auto werksseitig bereits mit dem Namen Sophia versehen, was bei uns allerdings auf wenig Gegenliebe stößt. Meine Alternativvorschläge Günni, Friedrich-Theodor und Karl der Große lösen bei den anderen aber auch keine großen Begeisterungsstürme aus. Bessere Ideen haben die beiden jedoch auch nicht. Wir vertagen die Entscheidung also vorerst. Bis dahin werde ich einfach bei Karl dem Großen bleiben.
#SWAG #YOLO #ROFL #ALLCAPS
Viel Verkehr herrscht nicht, und so erreichen wir ziemlich zügig die Schweiz und die ersten Ausläufer der Alpen. Die bekommen Karl dem Großen offenbar nicht allzu gut, denn kaum kann er die Alpen riechen, sinkt die prognostizierte Reichweite innerhalb einer Minute von 480 auf 190 Kilometer. Unser ehrgeiziger Plan, die teure Schweiz zu durchqueren, ohne zu tanken, fällt damit wohl ins Wasser. Fast wortwörtlich, begrüßt uns mir bewölktem Himmel und starken Schauern. Richard versucht uns darüber hinwegzutrösten, indem er immer wieder beschreibt, welche großartigen Aussichten sich hinter dieser oder jener Regen- oder Nebelwand befänden.
Durch den Gotthardtunnel gelangen wir in den italienischen Teil der Schweiz - mit ebenfalls italienischem Wetter. Der Himmel zeigt sich nur noch schwach bewölkt, und so kommen wir gerade so noch in den Genuss der letzten Sonnenstrahlen des Tages.
Sieht aus wie Italien, ist aber die Schweiz.
Bei der Suche nach dem Campingplatz, den Tim für die Nacht herausgesucht hat, macht sich das Fehlen des Navis erstmals negativ bemerkbar, denn dazu müssen wir die Autobahn verlassen, und uns durch einige enge Straßen und kleine Ortschaften kämpfen, die auf den Karten nicht mehr verzeichnet sind. Wir erreichen aber schließlich die Einfahrt zum Zeltplatz, an der uns das nächste Hindernis erwartet: eine recht steile Bodenwelle. Zwar liegt Karl der Große im Allgemeinen recht hoch, aber wir wurden heute morgen extra darauf hingewiesen, dass der Abwassertankstutzen und die Trittstufe nicht sonderlich viel Bodenfreiheit hätten. Aber mit etwas gleiten wir gerade so ohne aufzusetzen in die enge Einfahrt hinein.
Richard, 21, nebenberuflich Einweiser.
Neues Spiel: Ramm den Richard
Am Eingang können wir unseren Frischwassertank mit "frischem Quellwasser" befüllen, das uns die freundliche Dame an der Rezeption empfohlen hat, dann suchen wir uns ein Fleckchen für die Nacht und richten Karl den Großen erstmalig schlafbereit ein. Hierbei zeigt sich, das Karls Beiname möglicherweise falsch gewählt ist, denn plötzlich ist er gar nicht mehr so groß. Insbesondere wenn man das obere Bett herunterklappt, und die Leiter enhängt, bleibt für uns drei nur noch ein etwa halbquadratmetergroßer Platz vor dem Klo zum freien bewegen. Zum Abendessen etwas unpraktikabel. Also klappen wir alles wieder ein, hoch und weg, und kochen uns nach einem kurzen Abendspaziergang völlig befreit in der Bordküche einen Topf Spaghetti, bevor wir Karl den Großen erneut in eine große Bettenlandschaft transformieren.
2 Männer und ihr Schlauch
Tim, 21, professionelles Stock - Foto Modell
Richard darf endlich essen, Tim macht noch Werbung für Oral-B
“Ich will keine karte, ich will gott!”